
Das Deutsche Zentrum für Psychische Gesundheit (DZPG)
Versorgungslücken schließen, Präventionsangebote stärken, Therapien nachhaltig verbessern: Mit diesen Zielen hat das Deutsche Zentrum für Psychische Gesundheit (DZPG) zum 1. Mai seine Arbeit aufgenommen. Das Forschungs- und Behandlungszentrum für psychische Gesundheit (FBZ) der RUB ist mit sieben Forschungsprojekten in die zweijährige Aufbauphase gestartet. Ein besonderes Augenmerk gilt der psychischen Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Ballungsräumen.
„Das Deutsche Zentrum für Psychische Gesundheit bedeutet einen Durchbruch für die Versorgung von Patientinnen und Patienten. Es bietet erstmals die Chance, psychische Gesundheit nachhaltig zu verbessern“, sagt Prof. Dr. Silvia Schneider, FBZ-Direktorin und Sprecherin des Bochumer DZPG-Standorts. Forschung und Praxis gingen dabei Hand in Hand. „Wir legen großen Wert darauf, unsere Forschungsergebnisse in den Alltag der Menschen zu überführen. Umgekehrt nutzen wir Erfahrungen aus der Praxis, um daraus Fragestellungen für die Forschung abzuleiten“, betont Silvia Schneider.
In der Aufbauphase stehen dem Bochumer Team und seinen Verbundpartnern insgesamt 4,8 Millionen Euro zur Verfügung. 3,7 Millionen Euro gehen allein nach Bochum, den einzigen DZPG-Standort in Nordrhein-Westfalen. Dabei gestaltet das Bochumer Team die zentralen Anliegen des DZPG von Beginn an mit. Die Themen sind vielfältig: Wie entwickeln sich psychische Erkrankungen über die Lebensspanne hinweg? Wie stehen sie mit den Lebenswelten der Betroffenen – vor allem Arbeit, Schule und Familie – im Zusammenhang? Und wie können Therapien in Zukunft noch wirksamer gestaltet werden?
Eines von drei Leuchtturm-Projekten innerhalb des DZPG ist in Bochum-Wattenscheid angesiedelt: Unter dem Titel „Urban Mental Health“ untersuchen die Forschenden, wie sich psychische Gesundheit bei Kindern und Jugendlichen abseits der Mittelschicht entwickelt – mit besonderem Augenmerk auf die Herausforderungen in Ballungsräumen. „Bisherige Ansätze zur Förderung gesunder Städte begünstigten vor allem die bildungsnahe Bevölkerung“, sagt Silvia Schneider. Nun gehe es darum, Familien aus benachteiligten gesellschaftlichen Gruppen in den Blick zu nehmen. Dafür bündelt das Projekt vorhandene Kräfte: Bildungseinrichtungen, Behörden Kinderärzte und Psychotherapeuten arbeiten zusammen, um die psychische Gesundheit junger Menschen mit gezielten Angeboten nachhaltig zu verbessern. Die Erkenntnisse sollen anschließend auf andere Städte übertragen werden.
Ohnehin gehört die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen zu den Schwerpunktthemen der Bochumer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. So bauen sie innerhalb des DZPG eine Forschungs-Infrastruktur für diesen Bereich auf, ebenso wie zum Thema Psychotherapie. Und auch die Beteiligung von Patientinnen und Patienten spielt an eine große Rolle: Ein Betroffenen- und Angehörigenbeirat sowie ein Kinderrat werden in die Projekte einbezogen.
Das FBZ hatte sich im Frühjahr 2020 in einem mehrstufigen Bewerbungsprozess den Zuschlag für das DZPG gesichert. Partner des Bochumer Teams sind die Philipps-Universität Marburg (UMR), die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA), das Deutsche Jugendinstitut (DJI), die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA), das Leibniz-Institut für Bildungsforschung und Bildungsinformation (DIPF), das Leibniz-Institut für Psychologie (ZPID) und das Leibniz-Institut für Arbeitsforschung Dortmund (IfADo). Zu den weiteren Standorten des DZPG gehören Berlin, Jena, Mannheim, München und Tübingen.