»Familie ist ein entscheidender Faktor für die Entwicklung psychischer Gesundheit.«
Prof. Dr. Silvia Schneider
, Forschung
KibA-Abschlussfest im Bochumer FBZ mit allen Beteiligten
Angststörungen zählen zu den häufigsten psychischen Störungen. Sie bedeuten nicht nur deutliche Beeinträchtigungen und Belastungen für die betroffenen Kinder, Jugendlichen, Erwachsenen und deren Familien, sondern stellen auch Behandler weiterhin vor große Herausforderungen. Der Verbund PROTECT‐AD („Providing Tools for Effective Care and Treatment of Anxiety Disorders”) ist einer von neun Verbünden im „Forschungsnetz psychische Erkrankungen”, der vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert wurde und sich zum Ziel gesetzt hat, Angstbehandlungen über die Lebensspanne zu optimieren. Mithilfe zweier multizentrischer klinischer Studien und dreier grundlagenorientierter Begleitprojekte bei Erwachsenen sowie Kindern und Jugendlichen, sollten neue Erkenntnisse zur effektiveren Behandlung von Angststörungen über die
Lebensspanne gewonnen werden. Im deutlichen Kontrast zu Angststörungen des Erwachsenenalters sind Angststörungen des Kindesalters signifikant weniger erforscht und das Wissen um ihre adäquate Behandlung liegt weit hinter dem Wissen bei Erwachsenen zurück. Im Teilprojekt PROTECT-AD P2 („Kinder bewältigen Angst - KibA-Studie“; Förderkennzeichen 01EE14202C)) unter der Leitung von Prof. Dr. Silvia Schneider (Forschungs- und Behandlungszentrum für psychische Gesundheit der Ruhr-Universität Bochum) stand deswegen die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen im Mittelpunkt.
Erfolgreiche Ansätze in der psychotherapeutischen Behandlung von Angststörungen des Kindesalters enthalten Expositionsinterventionen als zentralen Therapiebaustein. Ein „hot topic“ mit unklarer Datenlage ist hierbei jedoch der Nutzen des Einbezugs der Eltern für die Behandlung von Kindern mit Angststörungen. Ziel des Teilprojekts PROTECT-AD P2 war es, erstmals an einer hinreichend großen Stichprobe mit ausreichender Power zu prüfen, ob es störungsspezifische Effekte des Einbezugs von Eltern bei intensivierter Expositionsbehandlung von Angststörungen gibt. Hierzu wurden insgesamt 391 Kinder mit einer primären Angststörung im Alter von 7 bis 16 Jahren und deren Eltern in die Studie eingeschlossen und an 6 Standorten in Deutschland (Bochum, Dresden, Freiburg, Landau, Marburg und Würzburg) behandelt. Die Kinder und ihre Eltern wurden nach der Diagnosestellung einer von zwei Therapiebedingungen randomisiert zugewiesen: Expositionsbehandlung mit (EXP+) bzw. ohne Elterneinbezug (EXP-). Die Datenerhebung konnte nun erfolgreich an allen Zentren abgeschlossen werden, was bei einem KibA-Abschlussfest in Bochum mit allen Beteiligten gefeiert wurde (siehe Bild).
Im Moment werden die Daten ausgewertet. Mit der geleisteten Arbeit liegt nun weltweit erstmals ein hinreichend großer Datensatz vor, mit dem überprüft werden kann, ob es störungsspezifische Effekte des Elterneinbezugs bei einer Expositionsbehandlung von Angststörungen im Kindesalter gibt. Zudem können auf diesen Forschungsdaten aufbauend weitere wichtige Therapierelevante Informationen gewonnen und Handlungsempfehlungen zur Optimierung der Psychotherapie bei Kindern und Jugendlichen mit Angststörungen abgeleitet werden.
