Deutsche erachten Ausgang der US-Wahl als für sich wichtig
, Deutsches Gesundheitsbarometer
Die große Mehrheit der Deutschen erachtet den Ausgang der US-Wahlen als wichtig oder sehr wichtig für sich persönlich (65,5 Prozent) und für Deutschland (82,5 Prozent). Das zeigt eine aktuelle Studie des Deutschen Gesundheitsbarometers, das seit September regelmäßig Daten zu Gesundheit und Wohlbefinden erhebt. Demnach wären zwei Drittel mit einem Wahlsieg Donald Trumps überhaupt nicht zufrieden (67,2 Prozent), nur 16,5 Prozent wären stark oder sehr stark zufrieden. Bei einem Sieg von Kamala Harris zeigt sich das umgekehrte Bild: Nur 9,1 Prozent wären überhaupt nicht zufrieden und 65,8 Prozent stark oder sehr stark zufrieden. Das Deutsche Gesundheitsbarometer befragte für die Studie vom 1. bis 4. November 2367 Menschen ab 18 Jahren online zu ihrer mentalen Gesundheit.
Von einem Wahlsieg Trumps erwartet jeweils mehr als die Hälfte der Deutschen einen negativen Einfluss auf Wirtschaft, Arbeitsplätze, nationale Sicherheit und Frieden, Verteidigung und glaubwürdige Abschreckung gegenüber aggressiven Staaten, Terrorgefahr, Schutz vor „hybriden“ Angriffen, Menschenrechte, Spaltung der Gesellschaft, Europa und die nationalen Interessen Deutschlands (zwischen 54 und 72 Prozent). Einen positiven Einfluss erwarten jeweils nur zwischen 8 und 18 Prozent der Befragten. Im Falle eines Sieges von Harris erwartet die Mehrheit (zwischen 55 und 60 Prozent) positive Einflüsse auf die Wirtschaft, die nationale Sicherheit und den Frieden sowie eine starke Verteidigung. Negative Erwartungen sind dagegen deutlich weniger ausgeprägt (zwischen 6 und 14 Prozent).
Als Informationsquellen nutzen die Befragten vor allem Nachrichtensendungen im Fernsehen intensiv (49,1 Prozent), gefolgt von Zeitungsartikeln (Online-Zeitungsartikel 28,9 Prozent, Printmedien 26,2 Prozent), sozialen Medien (Facebook, Twitter etc. 19,7 Prozent), Videokanälen (Youtube, TikTok etc. 17 Prozent) und anderen Internetquellen (19 Prozent). Familie, Freunde und Nachbarn werden von 21,3 Prozent als intensiv genutzte Informationsquelle angegeben. Andererseits verzichten viele Befragte gänzlich auf die Nutzung von Videokanälen (58,3 Prozent), sozialen Medien (44,7 Prozent) und anderen Internetquellen (37,7 Prozent), aber auch auf Printmedien (35 Prozent) und Online-Zeitungsartikel (25,2 Prozent). Offizielle Seiten von Regierung und Behörden erreichen 47,8 Prozent gar nicht, nur 14,6 Prozent nutzen diese Quellen intensiv.
„Diejenigen, die mit einem Wahlsieg Trumps zufrieden wären, informieren sich häufiger über soziale Medien, Videokanäle und andere Internetquellen, sind jünger und fühlen sich ängstlicher, depressiver und gestresster“, betont Studienleiter Prof. Dr. Jürgen Margraf aus dem Forschungs- und Behandlungszentrum für psychische Gesundheit (FBZ) der Ruhr-Universität Bochum. Angesichts der aktuellen Krisen und Herausforderungen fühle sich diese Gruppe hilfloser und empfinde weniger Kontrolle über wichtige Lebensbereiche. Befragte, die mit einem Harris-Sieg zufrieden wären, zeigten dagegen ein gegensätzliches Muster: Sie seien im Durchschnitt älter, weniger ängstlich, depressiv und gestresst, informierten sich weniger über das Internet und soziale Medien und empfänden mehr Kontrolle und weniger Hilflosigkeit.
Auch die Einschätzung der aktuellen Situation Deutschlands sei gegensätzlich: „Zufriedenheit mit einem Harris-Sieg geht mit einer höheren Einschätzung von Gerechtigkeit, Freiheit und Wohlstand einher, während Trump-Sympathisanten Deutschland in diesen Merkmalen deutlich negativer sehen.“ Auch die Bewertung des deutschen Regierungshandelns falle bei dieser Gruppe eher negativ aus, bei den Harris-Sympathisanten hingegen deutlich positiver.
Laut der Studie hat sich, im Vergleich zu den Vorjahren, die Einschätzung der Kommunikation der deutschen Bundesregierung und der Behörden insgesamt auffällig verschlechtert. Nur noch 9 Prozent der Befragten sind der Meinung, dass diese klar und verständlich ist, 14,7 Prozent, dass sie glaubwürdig und ehrlich ist, und 14,3 Prozent, dass sie sich an den Interessen des Volkes orientiert. Demgegenüber beurteilen 57,9 Prozent die offizielle Kommunikation als stark oder völlig von „politischen Interessen geleitet“. Nicht einmal jeder Fünfte (16 bis 17 Prozent) fühlt sich von Regierung und Behörden gut unterstützt, informiert und ernst genommen, fast jeder Zweite (rund 45 Prozent) fühlt sich stark oder sogar völlig allein gelassen und nicht beachtet.
Die Mehrheit der Deutschen hält zudem den Ausbruch gewalttätiger Auseinandersetzungen nach Bekanntgabe des Wahlergebnisses für wahrscheinlich oder sogar sehr wahrscheinlich (52,9 Prozent), nur 21,1 Prozent halten dies für überhaupt nicht oder eher unwahrscheinlich. „Vor diesem Hintergrund ist es vielleicht nicht überraschend, dass sich viele Befragte durch die aktuelle politische Situation stark belastet und frustriert fühlen oder sich davor fürchten“, sagt Prof. Dr. Jürgen Margraf. Umgekehrt stimmten 44,9 Prozent der Aussage „Ich mache das Beste aus der aktuellen politischen Situation“ zu, und 52,8 Prozent berichteten von einer guten bis sehr guten psychischen Gesundheit.
Die für die Studie erhobene Stichprobe des Deutschen Gesundheitsbarometers ist repräsentativ für Deutschland nach Alter, Geschlecht und Bundesland (Befragungszeitraum von Freitagabend, 1. November 2024, bis Montagabend, 4. November 2024).
Das Deutsche Gesundheitsbarometer zur mentalen Gesundheit erhebt seit September 2024 regelmäßig Daten zu Gesundheit und Wohlbefinden der Erwachsenenbevölkerung in Deutschland. Es wird getragen vom Forschungs- und Behandlungszentrum für Psychische Gesundheit (FBZ) der Ruhr-Universität Bochum (RUB) und vom Deutschen Zentrum für Psychische Gesundheit (DZPG), Standort Bochum-Marburg.
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