Projekte

Am DZPG-Standort Bochum-Marburg sind sieben Forschungsprojekte angesiedelt.

BO1: Frühe aversive Erfahrungen und Trauma, Stress, Lernen und Gedächtnis

Projektbeschreibung

BO1 widmet sich dem Zusammenhang zwischen aversiven und traumatischen Kindheitserfahrungen, Veränderung von Stressverarbeitung und Lernmechanismen (z.B. des Extinktionslernens) sowie Psychopathologie und mentaler Gesundheit. Anhand unterschiedlicher Altersgruppen wird dieser Zusammenhang mittels neuer und reliabler Methoden für alle Altersstufen im Querschnitt und Längsschnitt untersucht.

Hintergrund

Das Erleben von frühen aversiven Erfahrungen (Early Life Stress) und Traumata ist ein weit verbreiteter Risikofaktor für eine Reihe von psychischen Problemen. Trotz der zentralen Rolle, die Lern- und Gedächtnisprozesse - insbesondere das Extinktionslernen - bei der Entwicklung verbreiteter psychischer Probleme wie Angststörungen spielen, wurde ihre potenzielle Rolle als Bindeglied zwischen Early Life Stress und Traumata und Psychopathologie in der Forschung bisher relativ vernachlässigt. Ein gründliches Verständnis des Zusammenspiels zwischen Early Life Stress und Traumata, dem Stresssystem, kognitiven Mechanismen und späteren psychischen Störungen ist erforderlich, um die Prävention und Behandlung von widrigen Umständen bedingter Psychopathologie zu verbessern.

Ziele

Der Einfluss von Early Life Stress soll dimensional betrachtet und im Zusammenhang mit verschiedenen Lernprozessen wie Extinktionslernen, Wahrscheinlichkeitslernen, kollaboratives Lernen und episodisches Zukunftsdenken querschnittlich und längsschnittlich über die Entwicklung hinweg untersucht werden. Dadurch soll besser verstanden werden, wie aversive Kindheitserfahrungen das Risiko für Psychopathologie erhöhen oder die positive psychische Gesundheit beeinflussen und damit neue Ansatzpunkte für Prävention und Behandlung psychischer Probleme gewonnen werden.

Laufzeit

DZPG Aufbauphase 01.05.2023 - 31.08.2025

DZPG Ausbauphase 01.09.2025 - 31.08.2030

Projektteam am Standort Bochum-Marburg

Prof. Dr. Silvia Schneider

Prof. Dr. Sabine Seehagen

Dr. Dirk Adolph

Lina Neuhoff, M. Sc.

Maria Noorani-Yazdanabad, M. Sc.

BO2: Digitales Mental-Health-Panel

Kurzbeschreibung

Das Digitale Mental Health Panel integriert die Forschung zur mentalen Gesundheit über die gesamte Translationskette und vereint epidemiologische Feld-, mechanistische Grundlagen- und gezielte Therapieforschung sowie nachhaltig wirksame online und offline Interventionen mit aktiver Partizipation der Forschungsteilnehmenden.

Hintergrund

Um den Ansprüchen des digitalen Zeitalters im Hinblick auf den Schutz der psychischen Gesundheit gerecht zu werden, sind schnelle und effiziente Methoden zur Erkenntnisgewinnung sowie entsprechend kurze Wege zur Umsetzung des neu gewonnenen Wissens in Präventionsstrategien und die therapeutische Praxis notwendig. Inhaltlich muss dabei im Vordergrund stehen, dass die psychische Gesundheit ein Zusammenspiel aus negativen Faktoren, wie Stresserleben, sowie positiven Faktoren, wie Lebenszufriedenheit, ist. Ein psychisch gesunder Mensch zeichnet sich durch eine niedrige Ausprägung der negativen Faktoren und eine hohe Ausprägung der positiven Faktoren aus. Hier setzt die Arbeit des Digitalen Mental Health Panels an.

Ziele

Das Hauptziel des Digitalen Mental Health Panels liegt darin, die psychische Gesundheit in ihrer gesamten Spannbreite – einschließlich positiver und negativer Faktoren – sowie ihre potentiellen Risiko- und Schutzfaktoren in Deutschland genau zu beobachten, ihre Entwicklung und Interaktion zu begleiten und kausale Ursachenforschung zu ermöglichen.
Dies soll auf eine schnelle, flexible, kosteneffektive und repräsentative Weise möglich sein.

Zentrale Forschungsmethoden

Im Rahmen des Digitalen Panels werden fortlaufend vielfältige Zielgruppen rekrutiert und mithilfe von regelmäßigen online Befragungen und weiteren online und offline Untersuchungsformaten begleitet.

Zielgruppen des Digitalen Panels sind die Allgemeinbevölkerung in Deutschland (ca. N = 100.000) sowie zusätzliche Populationen von besonderem Interesse, v.a. klinische Patienten (ca. N = 50.000).

Die regelmäßig durchgeführten online Erhebungen umfassen drei Typen:    

(1) großangelegte jährliche Erhebungen (einmal pro Jahr, Dauer max. 30 Minuten);
(2) Kurzerhebungen zu Kernkonstrukten (3-5 Mal pro Jahr, Dauer je max. 10 Minuten);
(3) außerplanmäßige Erhebungen bei gesellschaftsrelevanten Geschehnissen (z.B. Naturkatastrophen; Dauer je max. 15 Minuten).

Zusätzlich zu den online Erhebungen erfolgen im Rahmen des Digitalen Panels vertiefte Untersuchungen (online oder vor Ort bei kooperierenden Einrichtungen) sowie präventive bzw. therapeutische online und offline Interventionen.

Die Kombination dieser Erhebungsmethoden ermöglicht dem Digitalen Panel eine systematische Langzeitanalyse kausaler Mechanismen psychischer Gesundheit und ihrer Einflussfaktoren.

Laufzeit

DZPG Aufbauphase 01.05.2023 - 31.08.2025

DZPG Ausbauphase 01.09.2025 - 31.08.2030

Projektteam am Standort Bochum-Marburg

Prof. Dr. Jürgen Margraf

Prof. Dr. Silvia Schneider

Apl.-Prof. Dr. Julia Brailovskaia (Koordinatorin)

Dr. Lena-Marie Precht

Svenja Schaumburg, M. Sc.

BO3: Transgenerationale Psychotherapie: Stärkung der psychischen Gesundheit von Familien

Kurzbeschreibung

Das Projekt BO3 erforscht, wie psychische Belastungen und Ressourcen innerhalb von Familien über Generationen weitergegeben werden und welche Rolle psychotherapeutische Interventionen dabei spielen.

Hintergrund

Psychische Erkrankungen von Eltern wirken sich oft unmittelbar auf das psychische Wohlbefinden ihrer Kinder aus — und umgekehrt. Diese wechselseitigen Einflüsse sind entscheidend für die Entwicklung von Störungen sowie für den Erfolg psychotherapeutischer Interventionen. Während die Forschung bisher meist Eltern oder Kinder isoliert betrachtet, rückt BO3 die Dynamik innerhalb der Familie in den Fokus.

Ziele

In diesem Projekt  werden Eltern-Kind-Dyaden aus randomisiert-kontrollierten Studien nach Therapieabschluss jährlich nachverfolgt. Der Schwerpunkt liegt auf der Erforschung der Transmission psychischer Störungen und therapeutischer Effekte innerhalb von Familien. Auf dieser Grundlage sollen evidenzbasierte Behandlungsempfehlungen entwickelt werden, um die psychische Gesundheit und das Wohlbefinden der Familie zu erhalten, wiederherzustellen und zu verbessern.

Laufzeit

DZPG Aufbauphase 01.05.2023 - 31.08.2025
DZPG Ausbauphase 01.09.2025 - 31.08.2030

Projektteam am Standort Bochum

Prof. Dr. Silvia Schneider

Dr. Gabriel Bonnin

BO4: Sektorenübergreifende Bestandsaufnahme psychosozialer Beratungsangebote

Kurzbeschreibung

BO4 entwickelt die Grundlage für eine zentrale Plattform, die Fachkräfte aus Gesundheit, Bildung und Soziales dabei unterstützt, Kinder und Familien mit psychosozialen Belastungen an passende Hilfen zu vermitteln. Ziel ist es, die Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Bereichen zu verbessern, Wissen über verfügbare psychosoziale Unterstützungsangebote in der Region leicht zugänglich zu machen und so die Prävention und Früherkennung psychischer Erkrankungen bei Kindern zu stärken.

Hintergrund

Viele Kinder, Jugendliche und Familien sind psychosozialen Belastungen ausgesetzt, erhalten aber oft erst spät passende Unterstützung. Fachkräfte in Kitas, Schulen, im Gesundheitssystem oder in sozialen Einrichtungen spielen eine Schlüsselrolle, um diese Menschen rechtzeitig zu erreichen. Dafür brauchen sie nicht nur Wissen über psychische Gesundheit (Mental Health Literacy) und verfügbare psychosoziale Unterstützungsangebote, sondern auch Strukturen, die eine gute Zusammenarbeit über Sektorengrenzen hinweg ermöglichen. Bisher fehlt jedoch eine zentrale Anlaufstelle, die wissenschaftlich gesicherte Informationen bündelt und in die Praxis übersetzt.

Ziele

Das Projekt schafft die Basis für eine sektorenübergreifende Plattform, die Fachkräfte vernetzt und sie mit praxistauglichem Wissen versorgt. Damit soll die Zusammenarbeit gestärkt und der Zugang zu Hilfsangeboten verbessert werden.
Dafür werden drei zentrale Fragen untersucht:

Welche präventiven psychosozialen Unterstützungsangebote gibt es in der Region, und wie lassen sie sich kategorisieren?
Wie sind Fachkräfte aktuell vernetzt, und wie lassen sie sich besser miteinander verbinden?
Welches Wissen und welche Unterstützung benötigen die verschiedenen Bereiche (z. B. Kita, Schule, Gesundheitswesen)?

Die Antworten sollen zeigen, wie eine solche Plattform am besten aufgebaut werden kann, damit sie langfristig funktioniert und echten Mehrwert schafft.

Laufzeit

DZPG Aufbauphase 01.05.2023 - 31.08.2025
DZPG Ausbauphase 01.09.2025 - 31.08.2030

Projektteam am Standort Bochum

Prof. Dr. Silvia Schneider

Dr. Johannes Nießen

Dr. Anke Spura

BO5: Urban Mental Health (UMH)

Kurzbeschreibung

Psychische Probleme im Kindes- und Jugendalter sind weit verbreitet, nehmen zu und können zu lebenslangen Schwierigkeiten führen. Dieses Projekt hat daher einen Weg gesucht, wie die psychische Gesundheit von Kinder und Jugendliche in ihrer Lebenswelt schützen und stärken kann. Das Ergebnis ist das Urban Mental Health (UMH)-Konzept, das frühzeitig hilft, indem es die Unterstützung direkt dorthin bringt, wo die jungen Menschen sind: in Schulen, Kindergärten und Freizeiteinrichtungen. Fachkräfte werden dort in ihrer psychischen Gesundheitskompetenz gestärkt. Sie sollen sowohl für sich selbst als auch für die Kinder in der Lage sein die psychische Gesundheit präventiv zu schützen, und bei Problemen zu verbessern. Hierbei werden auch die Arbeitsverhältnisse und Hilfe-Netzwerke der Einrichtungen optimiert. Dieser ganzheitliche Ansatz, der von Fachleuten, Politiker:innen und Einrichtungen gemeinsam entwickelt wurde, wird laufend überprüft und angepasst, um sicherzustellen, dass die Hilfe überall in der Stadt nachhaltig ankommt.

Hintergrund

Mentale Probleme können unser Wohlbefinden und unsere Leistungsfähigkeit beeinträchtigen und werden mit einer kürzeren Lebenserwartung in Verbindung gebracht. Diese Probleme belasten auch die Gesundheitssysteme und tragen zu hohen Fehlzeiten und Früh-Verrentungsquoten bei. Kinder und Jugendliche, insbesondere in städtischen Gebieten, sind aufgrund von Faktoren wie Armut, Migration und Umweltverschmutzung einem erhöhten Risiko für mentale Probleme ausgesetzt.

Ziele

Der mehrstufige Präventions-Ansatz des UMH-Projekts zielt auf die Verbesserung der mentalen Gesundheit von Kindern in einem bestimmten Gebiet mit vielen benachteiligten Familien ab. Dazu werden evidenzbasierte, transdiagnostische Interventions-Bausteine auf die Bedarfe und Ressourcen der Einrichtungen Kita, Schule und Beratungsstelle zugeschnitten und implementiert. Das heißt, es werden durch die Forschung bereits überprüfte wirksame Maßnahmen passend zu den Bedarfen der Einrichtungen durchgeführt. Diese reichen von primärpräventiven Komponenten bis hin zur Komplexbehandlung und Rehabilitation bei psychischen Problemen und Störungen im Kindes- und Jugendalter. Fachkräfte, die mit Kindern arbeiten (Lehrkräfte, Erzieher:innen, Sozialarbeiter:innen und Fachkräfte in Beratungseinrichtungen), erhalten Schulungen zur mentalen Gesundheit. Weitere Maßnahmen von UMH zielen auf die Verbesserung der Arbeitsbedingungen, der beruflichen Netzwerke und der strukturellen Bedingungen in Schulen, Kindergärten und Beratungsstellen ab. Die Maßnahme kombiniert damit verhältnispräventive Elemente mit verhaltenspräventiven Komponenten in den Lebenswelten der Kinder und Jugendlichen.

Das Projekt wird im Hinblick auf die mentale Gesundheit der Kinder, die psychische Gesundheit der Fachkräfte und die mentale Gesundheitskompetenz, die Arbeitsbedingungen, die beruflichen Netzwerke und die strukturellen Bedingungen in Schulen, Kindergärten und Beratungsstellen evaluiert. Außerdem werden der Erfolg, die Akzeptanz, die Durchführbarkeit und die Nachhaltigkeit jeder einzelnen Intervention bewertet und die gesundheitsökonomische Bilanz der Gesamtstrategie. Während des gesamten Forschungsprojekts werden Vertreter aller Interessengruppen (z. B. Kinder, Lehrkräfte usw.) kontinuierlich einbezogen. In Feedback-Loops wird die UMH Strategie immer wieder angepasst und  verbessert.

Laufzeit

DZPG Aufbauphase 01.05.2023 - 31.08.2025
DZPG Ausbauphase 01.09.2025 - 31.08.2030

Projektteam am Standort Bochum

Prof. Dr. Silvia Schneider

Dr. Lukka Popp

Dr. Babett Voigt

Anna Julich

Leonard K. Kulisch

Carolin Tietz

Jenuha Krause-Tharmalingam

Rabea Derhardt

BO6: Mechanismen langfristiger Wirksamkeit: Nachhaltigkeit von Psychotherapie

Kurzbeschreibung

BO6 untersucht, warum und unter welchen Bedingungen Psychotherapie langfristig wirksam bleibt. Das Projekt schafft die Grundlage für evidenzbasierte Strategien zur Sicherung nachhaltiger Behandlungserfolge.

Hintergrund

Nachhaltige Wirksamkeit ist das zentrale Ziel jeder Psychotherapie. Dennoch gibt es bislang nur wenige Langzeituntersuchungen, da diese kosten- und ressourcenintensiv sind. Dadurch fehlen belastbare Daten, um langfristige Mechanismen und Einflussfaktoren zu identifizieren.

Ziele

Ziel des Projekts ist es, die langfristige Wirksamkeit von Psychotherapie bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen über mehr als zehn Jahre zu untersuchen. Hierzu werden Kohorten aus randomisiert-kontrollierten Studien und der Routineversorgung nach Therapieabschluss jährlich nachverfolgt. Ein Schwerpunkt liegt auf der Identifikation biopsychosozialer Mechanismen, die die Nachhaltigkeit der Behandlung beeinflussen. Auf dieser Grundlage sollen evidenzbasierte Empfehlungen entwickelt werden, um die psychische Gesundheit langfristig zu fördern.

Laufzeit

DZPG Aufbauphase 01.05.2023 - 31.08.2025
DZPG Ausbauphase 01.09.2025 - 31.08.2030

Projektteam am Standort Bochum

Prof. Silvia Schneider

Prof. Jürgen Margraf

Dr. Gabriel Bonnin

BO7: Strategien zum Schutz der Integrität und Privatsphäre von primären Patientendaten bei gleichzeitiger Einhaltung von Open-Science-Prinzipien für Forschungsdaten

Projektbeschreibung

BO7 fokussiert den Bereich IT-Sicherheit und widmet der Untersuchung im DZPG eingesetzter Technologien und Systeme auf Schwachstellen sowie der Prävention durch Aufklärung.

Hintergrund

IT-Sicherheit ist eine Kernanforderung an moderne IT-Systeme in allen Anwendungsbereichen, die mit der Erfassung und Verarbeitung sensibler und personenbezogener Daten betraut sind. Für Systeme im Medizin- und Gesundheitswesen gelten häufig deutlich höhere Anforderungen. Die Anfälligkeit gegen Cyberattacken steigt mit der Komplexität und Anzahl eingesetzter Systeme und Schnittstellen. Gleichzeitig sehen sich Betreiber mit einer wachsenden Bedrohungslage konfrontiert. Im Bericht zur Lage der IT-Sicherheit in Deutschland 2023 stellt das BSI einen deutlichen Anstieg der Bedrohung im Bereich Schwachstellen um 25% im Vergleich zum vorherigen Berichtszeitraum fest.

Ziele

Der Einsatz sicherer kryptographischer Protokolle und Primitiven, insbesondere im Kontext sicherer Authentifizierungs- und Verschlüsselungsverfahren, bilden die Grundlage für einen sicheren Betrieb im Projekt geschaffener Systeme und Schnittstellen.

Prävention: Information und Aufklärung über mögliche Angriffsvektoren und potenzielle Fehler bei Implementierung und Betrieb der Projektinfrastruktur unterstützen Anwender und Projektbeteiligte im IT-Infrastruktur Bereich bei sicherem Systemdesign.

Analyse und Handlungsempfehlung: In der Projektinfrastruktur eingesetzte kryptographische Protokolle und Authentifizierungsverfahren werden auf Schwachstellen untersucht. Untersuchungsergebnisse fließen in die Entwicklung von Verbesserungs- und Handlungsempfehlungen ein.

Laufzeit

DZPG Aufbauphase 01.05.2023 - 31.08.2025
DZPG Ausbauphase 01.09.2025 - 31.08.2030

Projektteam am Standort Bochum

Prof. Dr. Jörg Schwenk

Matthias Gierlings

 

 

Kontakt: Prof. Jörg Schwenk

VISIONS-Projekte

Die DZPG-VISIONS-Förderlinie unterstützt in den Jahren 2025, 2026 und 2027 visionäre Forschung zu neu entstehenden Fragestellungen. Gefördert werden Forschungsprojekte, die flexibel und innovativ auf gesellschaftlich hochrelevante Entwicklungen reagieren und an denen sich mindestens zwei DZPG-Standorte beteiligen. Am Standort Bochum werden die folgenden VISIONS-Projekte durchgeführt.

COPOM-KiJu: Entwicklung und Validierung eines transdiagnostischen COre-Prozess-Outcome-Moduls für die Kinder- und Jugendpsychotherapie

Hintergrund

Neue Ansätze zur Verbesserung der psychotherapeutischen Behandlung bei Kindern und Jugendlichen sind erforderlich, z. B. durch die Intensivierung der Erforschung von Prozess- und Veränderungsmechanismen und eine stärkere Personalisierung der Behandlung. Prozessforschung umfasst auch allgemeine Wirkfaktoren der Psychotherapie, die in der Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie (KJ-PT) nicht gut untersucht sind. Es besteht daher in der KJ-PT deutlicher Nachholbedarf, damit Kinder und Jugendliche in der Psychotherapieforschung gleichberechtigt berücksichtigt werden, um die bestmögliche Behandlung zu erhalten.

Ziele

Ziel ist die Entwicklung und Evaluation eines transdiagnostischen Core-Prozess-Outcome Moduls für die KJ-PT (COPOM-KiJu), um Prozesse in der KJ-PT besser zu verstehen und Psychotherapien wirksamer und personalisierter gestalten zu können.

Forschungsmethode

Das Projekt umfasst die Entwicklung und Validierung eines Moduls bzw. deren Instrumente unter Berücksichtigung eines partizipativen und multiinformanten Ansatzes. Ziel der Fokusgruppen mit Kindern, Jugendlichen, Bezugspersonen und Kinder- und Jugendlichentherapeut:innen (jeweils N = 20) ist die Frage, welche Inhalte ein COPOM-KiJu zur Erfassung von Prozessfaktoren in der KJ-PT benötigt. Als ein Bestandteil des COPOM-KiJu wird das Single-Item zum emotionalen und psychischen Wohlbefinden (EPO-1-K) validiert. Eine Elternversion dazu (EPO-1-E) wird im Rahmen des Projekts partizipativ entwickelt. Für den Einsatz des COPOM-KiJu werden N = 300 Kinder und Jugendliche zwischen 8 und 17 Jahren, die die Kriterien für eine psychische Störung erfüllen und Psychotherapie beginnen, rekrutiert.  

Laufzeit

01.09.2025 - 31.08.2028

Projektteam am Standort Bochum

Dr. Anke de Haan

Prof. Dr. Silvia Schneider

Dr. Gabriel Bonnin

Kooperationspartner:

Prof. Dr. Tina In-Albon (Bochum-Marburg/Mannheim)

Prof. Dr. Hanna Christiansen (Bochum-Marburg/Marburg)

Prof. Dr. Wolfgang Lutz (Tübingen/Trier)

Prof. Dr. Elena von Wirth (Tübingen/Trier)

Prof. Dr. Claudia Calvano (Berlin-Potsdam/Berlin)

PARANOIDes Denken in Zeiten ethnischer Diversität: Die Rolle von Denkverzerrungen und ihr Potenzial für gemeinschaftsbasierte, kulturell angepasste Interventionen.

Hintergrund

Obwohl soziale Widrigkeiten (z. B. Migration, Diskriminierung, Isolation) mit einem erhöhten Risiko für Paranoia (dem falschen Glauben, jemand versuche einem zu schaden) und Psychose in Verbindung gebracht wurden, gibt es keine verfügbaren Daten zu ethnischen Unterschieden in Bezug auf die zentralen kognitiven Prozesse, die der Entwicklung paranoiden Denkens zugrunde liegen. Mit rund 22 Millionen Menschen mit Migrationshintergrund in Deutschland ist dies ein zentrales Thema der sozialen und öffentlichen Gesundheit.

Ziele

Die vorliegende Studie wird erstmalig Erkenntnisse über die erklärende Rolle von ethnischer Diversität, Diskriminierung und Kognitiver Verzerrungen bei der Entstehung von Paranoia liefern.

Forschungsmethode

Das Projekt umfasst drei Arbeitspakete:

1) die Co-Entwicklung einer ethnisch basierten digitalen Bewertungsbatterie für Paranoia sowie zugrunde liegender kognitiver und sozialer Prozesse. Diese wird zur Datenerhebung an einer repräsentativen multiethnischen deutschen Erwachsenenstichprobe eingesetzt;

2) die Anwendung fortschrittlicher Vorhersagemodelle zur Identifikation potenzieller Risikofaktoren, psychischer Entwicklungsverläufe und vulnerabler Zielgruppen, die von psychologischer Unterstützung profitieren könnten, und

3) die partizipative Entwicklung eines Interventionsprotokolls für eine digital gestützte, kulturell adaptierte Intervention zur Reduktion von Denkverzerrungen (prospektive longitudinale Studie mit 3000 Teilnehmern mit multi-ethnischer Repräsentativität, die zu drei Zeitpunkten - Baseline, sechs und zwölf Monate - untersucht werden).

Ein projektbegleitendes multiethnisches Live Experience Advisory Panel wird in den gesamten Forschungsprozess eingebunden. Die Datenerhebung erfolgt in Zusammenarbeit mit dem DZPG Digital Panel und dem Industriepartner (TalkOnline).

Die gewonnenen Erkenntnisse werden genutzt, um eine kulturell angepasste Intervention für Paranoia zu entwickeln und in einer Interventionsstudie zu testen.

Laufzeit

01.09.2025 - 31.12.2027

Projektteam am Standort Bochum:

Prof. Dr. Mar Rus-Calafell

Dr. Lena-Marie Precht

Lived Experience Advisory Panel (Klinische Psychology & Digitale Psychotherapie, FBZ)

Kooperationspartner:

Prof. Nikolaos Koutsouleris (LMU München)

Dr. Lisa Hahn (LMU München)

Prof. Dr. Ulrich Reininghaus (ZI Mannheim)

Dr. Amy Hardy (King’s College London, UK)

Professor Philippa Garety (King’s College London, UK)

Mental health and lifelong productivity (LIFELONG)

Kurzbeschreibung

Im Projekt werden Daten der Deutschen Rentenversicherung mit am DZPG-Standort Bochum erhobenen Daten des digitalen Panel zur psychischen Gesundheit kombiniert, um Verläufe mentaler Beeinträchtigungen und EM-Risiken für Personen im Jugend- und Erwerbsalter abzubilden und fortzuschreiben.

Hintergrund

Während das Risiko vorzeitiger Erwerbsminderung (EM) in Deutschland generell sinkt, nehmen EM-Renten wegen psychischer Erkrankungen kontinuierlich zu. Angesichts der demografischen Alterung, angespannter Rentenfinanzen und fehlender Fachkräfte haben Verbreitung und Verläufe psychischer Erkrankungen sowie Effekte besserer Prävention große wirtschafts- und sozialpolitische Bedeutung.

Ziele und Vorgehensweise

Ziel des Projekts sind empirisch fundierte Szenarien zu Effekten psychischer Erkrankungen für Erwerbslebensläufe. Zu diesem Zweck werden Prozessdaten der Deutschen Rentenversicherung und am DZPG-Standort Bochum erhobenen Daten des digitalen Panel zur psychischen Gesundheit herangezogen. Im Panel erfasste Anzeichen psychischer Beeinträchtigungen werden in den DRV-Daten ausgewiesenen Diagnosen zugeordnet und Zusatzbefragungen zu Erwerbsbeteiligung und -fähigkeit durchgeführt. Unter Berücksichtigung existierender Längsschnittstudien werden aus den repräsentativen Paneldaten Szenarien für zukünftige Verläufe mit Fokus auf fortschreitende oder vermiedene EM-Risiken konstruiert. Resultate für Gesundheits- und Arbeitsschutz sowie zu EM-Risiken werden praxisorientiert veröffentlicht.

Laufzeit

01.09.2025 - 31.08.2027

Projektteam am Standort Bochum

Prof. Dr. Martin Werding

Judith Clauß, B.A.

Kooperationspartner am Standort München-Augsburg:

Dr. Johannes Wolf (LMU München)

Wichtige Patienteninformationen

Erwachsene wie auch Kinder und Jugendliche können kurzfristig in Krisen geraten, die zu Gefühlen der Hilflosigkeit und Überlastung bis hin zur Hoffnungslosigkeit führen. Mit dem Krisendienst bieten wir Betroffenen zeitnahe Unterstützung.

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Kinder & Jugendliche
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Das Angebot richtet sich nicht an Kinder und Jugendliche, die den Eindruck haben, kurz vor einem Suizidversuch bzw. Suizid zu stehen. Wenden Sie sich in einem solchen Fall bitte umgehend an den Notdienst (112) oder an eine notfallaufnehmende kinder- und jugendpsychiatrische Klinik. In Bochum ist dies für Kinder und Jugendliche das

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