Wie multiple Krisen die psychische Gesundheit belasten
, Vortrag
Psychische Belastungen und Traumafolgen begleiten viele Kinder und Jugendliche. Über langfristige Folgen und Unterstützungsmöglichkeiten hat Dr. Anke de Haan aus dem FBZ am Donnerstag (30. Oktober) beim 9. Kinderschutzfachgespräch im Kreis Steinfurt gesprochen. Auf Einladung der CDU-Landtagsabgeordneten Christina Schulze Föcking sprach sie vor rund 200 Zuhörenden in der Aula der Städtischen Realschule in Ochtrup.
Anwesend waren neben Lehrkräften sowie Erzieherinnen und Erzieher auch Vertreterinnen und Vertreter aus Jugendhilfe, Gesundheitswesen und Verwaltung. Ihnen vermittelte Anke de Haan eindrucksvolle Einblicke in die seelische Verfassung von Kindern und Jugendlichen – und machte deutlich, dass die vielzitierte „glückliche Kindheit“ für viele junge Menschen keine Selbstverständlichkeit mehr ist.
„Die Herausforderungen, mit denen Kinder und Jugendliche heute aufwachsen, sind andere als noch vor 20 oder 30 Jahren“, betonte Dr. de Haan. Neben Veränderungen in Familienstrukturen, steigendem Leistungsdruck und sozialen Medien belasten junge Menschen zunehmend auch globale Themen wie Klimawandel, Kriege und die anhaltenden Folgen der Corona-Pandemie. Besonders alarmierend sei, dass rund 75 Prozent aller psychischen Störungen ihren Ursprung vor dem 25. Lebensjahr haben. „Viele Belastungen verwachsen sich nicht einfach – sie begleiten Betroffene oft bis ins Erwachsenenalter.“
Im zweiten Teil ihres Vortrags gab Dr. de Haan einen Überblick zum aktuellen Forschungsstand zu Trauma und Traumafolgen im Kindes- und Jugendalter. Dabei machte sie deutlich, wie tiefgreifend traumatische Erfahrungen wirken können und wie entscheidend frühe Unterstützung und passende Interventionen sind, um langfristige Folgen zu mildern.
Ein weiterer zentraler Punkt war die Frage, ob der Umgang mit traumatisierten Kindern und Jugendlichen eine zusätzliche Qualifizierung für Fachkräfte erfordert. Dr. de Haan nahm dies zum Anlass, um die Eindrücke und Erfahrungen der Teilnehmenden einzuholen: In einem offenen Austausch berichteten Praktikerinnen und Praktiker aus Schule, Jugendhilfe und Sport, wo sie in ihrem Alltag an Grenzen stoßen – und welche Unterstützung oder Fortbildungsangebote sie sich wünschen würden.
Der anschließende Dialog zeigte, wie wichtig es ist, frühzeitig hinzusehen, Hilfe zu vermitteln und sich untereinander zu vernetzen. Lehrkräfte und Trainer diskutierten, wie sie auffällige Verhaltensweisen wahrnehmen und richtig ansprechen können – und welche Wege es gibt, erste Schritte einzuleiten, ohne Grenzen zu überschreiten.